Die Energiewende erfolgreich und wirtschaftlich umzusetzen, erfordert nicht nur den Ausbau Erneuerbarer Energien, sondern auch den Einsatz von Batteriespeichern und eine intelligente Vermarktungsstrategie. Co-Location-Anlagen, also Batteriespeicher in Kombination mit Erneuerbaren Erzeugungsanlagen, bieten hier ein enormes Potenzial. Sie ermöglichen es, Batteriespeicher netzdienlich zu integrieren und den Wert von PV-Anlagen in Zeiten von Negativpreisen zu sichern. Doch Co-Location ist nicht gleich Co-Location: Die unterschiedlichen technischen Konzepte, regulatorischen Rahmenbedingungen und Vermarktungsstrategien müssen genau betrachtet werden.

Grafik 1 | Arten von Batteriespeicher: Stand-Alone und Co-Location.
1. Stand-Alone-Batteriespeicher: Maximale Flexibilität in der Vermarktung
Ein Stand-Alone-Batteriespeicher ist separat am Stromnetz angeschlossen, ohne direkte Kopplung an eine PV-Erzeugungsanlage (siehe Grafik 1). Diese Struktur ermöglicht zwei zentrale Vermarktungsmöglichkeiten: Graustromvermarktung Einkauf/Verkauf am Spotmarkt – Day-Ahead und Intraday und/oder Regelenergievermarktung positive und negative Regelleistung.
Die entkoppelte Struktur des Stand-Alone-Batteriespeichers ermöglicht eine maximale Flexibilität bei der Fahrweise und der Teilnahme am Strommarkt. So lässt sich eine sogenannte Cross-Market-Optimierung realisieren. Dabei wird die Strategie verfolgt, Flexibilitäten durch den parallelen Handel am Spotmarkt und im Regelenergiemarkt zu nutzen und so Mehrerlöse zu generieren.
2. Graue Co-Location: Netzanschluss gemeinsam, Bilanzkreise getrennt
Bei der grauen Co-Location teilen sich Batteriespeicher und PV-Anlage denselben Netzanschlusspunkt (NAP), werden jedoch bilanziell und technisch getrennt gesteuert. Die PV-Anlage kann über die EEG-Direktvermarktung, ein PPA oder sonstige Direktvermarktungswege vermarktet werden. Der Batteriespeicher wird hingegen nicht über die Direktvermarktung, sondern am Spotmarkt (Day-Ahead, Intraday) oder durch eine Cross-Market-Optimierung vermarktet.
Ein zentrales Merkmal ist, dass je nach Ertragssituation entweder der PV-Strom oder der Batteriespeicherstrom vorrangig eingespeist wird. Dadurch lassen sich Erlöse gezielt steuern und Flexibilitäten am Strommarkt nutzen. Ein weiterer Vorteil dieser Struktur: Die EEG-Vergütung schafft fixe Ertragsströme für die PV-Anlage, was die Finanzierung solcher Projekte unterstützt.
3. Grüne Co-Location: „Behind-the-Meter“ mit Innovationsförderung
Bei der grünen Co-Location sind Batteriespeicher und PV-Anlage „Behind-the-Meter“ direkt gekoppelt. Es gibt nur einen Netzanschlusspunkt, und eine separate Ein- oder Ausspeisung ist nicht möglich. Der eingespeiste Strom wird vollständig über die Innovationsausschreibung gefördert.
In diesem Modell ist die Vermarktung auf die EEG-Direktvermarktung und die Innovationsförderung beschränkt. Flexibilitätsvermarktung am Spotmarkt entfällt, da kein Graustrombezug möglich ist. Insbesondere in ertragsarmen Monaten wie im Winter kann der Batteriespeicher ungenutzt bleiben, was potenzielle Erträge mindert. Zudem ist die Bereitstellung von Regelenergie stark eingeschränkt.
Trotz dieser Einschränkungen kann die grüne Kolokation dennoch ein attraktives Geschäftsmodell sein – insbesondere wenn man sie unter dem Gesichtspunkt der langfristigen Wertschöpfung und Marktintegration betrachtet. Die folgende Simulation verdeutlicht das beträchtliche Umsatzpotenzial, das sich erschließen lässt, wenn Batteriesysteme intelligent optimiert werden, selbst unter den strukturellen Grenzen des Modells der grünen Kolokation.
Deep Dive: Erlöspotentiale der Grünen Co-Location
Zur Veranschaulichung der Erlöspotenziale haben wir den Fall der Grünen Co-Location exemplarisch durchsimuliert. Die folgende Analyse zeigt, welche Erlöse ein solches System im Jahr 2024 unter einer Flexibilitätsvermarktung durch ESFORIN an den Wholesale-Märkten (Day-Ahead und Intraday) hätte erzielen können.
Die Simulation basiert auf einer 4-Stunden-Batterie in Kombination mit einer PV-Anlage mit 20 MW Peakleistung und 1.000 Volllaststunden pro Jahr. Potenzielle Förderungen über die Innovationsausschreibung wurden in der Betrachtung nicht berücksichtigt.

Grafik 2 | Mehrerlöse durch Grüne Co-Location im Vergleich zu Stand-Alone-PV
Die Ergebnisse zeigen: Bereits durch die Integration einer 4-Stunden-Batterie lassen sich die Gesamterlöse des Systems mehr als verdoppeln. Batteriespeicher ermöglichen es, PV-Erzeugung gezielt in wertvolle Marktzeitfenster zu verschieben und dadurch Mehrerlöse zu generieren. Grüne Co-Location-Projekte amortisieren sich durch diesen Effekt häufig bereits nach wenigen Jahren.
Angesichts der zunehmenden Anzahl an Stunden mit negativen Preisen auf dem deutschen Strommarkt wird der wirtschaftliche Druck auf Stand-Alone-PV-Anlagen weiter steigen. Die Kombination mit einem Speicher kann diesen Herausforderungen wirkungsvoll begegnen.
FAZIT
Je nach technischer Umsetzung und regulatorischem Rahmen bieten sich unterschiedliche Vermarktungsstrategien an. Während Stand-Alone Batteriespeicher maximale Flexibilität für die Cross-Market-Optimierung bieten, kombiniert die graue Co-Location fixe Erträge mit Flexibilität. Grüne Co-Location hingegen setzt auf Förderlogiken und priorisiert die EEG-Vergütung, bietet jedoch kaum Spielraum für die Nutzung von Flexibilitäten.